
P. Josef Wilfing feiert 40. Priesterjubiläum
Lieber Josef,
Du schreibt einleitend in deinem ersten Buch „Antithesen“, dass manches Verlautbarte in dir Widerstand hervorgerufen hat. Diesen Widerständen nachgehend sind deine eigenen Texte und Geschichten entstanden. In den letzten Jahren – vor allem in Manila – hast du mich und viele Freundinnen und Freunde nahe und lebendig teilhaben lassen an deinen Wahrnehmungen und Erfahrungen durch die sogenannte Inselpost. Das Schreiben ist Deines: Da habe ich dich sehr menschlich, aufgeschlossen, interessiert und engagiert, aber auch gleichzeitig darin tief geistig – geistlich – noch ganzheitlicher kennenlernen dürfen. Danke für dein Mit-Teilen und Teilen, das ist Geschenk. Darin wird für mich deutlich, was du am Anfang deiner Biografie in deinem Buch so klar formuliert hast: Ich habe Glück mit mir. Ich will kein anderer sein. Das ist schon eine Frucht nach fast 69 Lebens- und 40 Priesterjahren.
Josef, Du stellst Fragen, die keine schnellen Antworten erlauben. Wer mir Fragen stellt, hilft mir zu werden, hat mir die Tanzpädagogin Elisabeth Szefzik nach einem Workshop in den 80iger Jahren gesagt. Es stimmt, wir müssen auskunftsfähig sein. Und das bist du wirklich: du lässt die Fragen an dich heran, erwägst sie in deinem Geist und Herzen. Als Philosoph und Theologe, als scharfer Denker, stellst du die richtigen Fragen und bringst zentrale Themen auf den Punkt. Das ist auch eine Frucht deines Werdens und Wirkens.
Die Steine am Weg haben mein Wortmesser geschärft. Ich möchte diese deine Aussage ergänzen: wohl auch durch dein konsequentes Einlassen auf das Wort Gottes durch Meditation und Gebet sind deine Worte, deine klaren Stellungnahmen abgewogen, differenziert und aus der Unterscheidung der Geister geboren.
Provinzial P. Josef Wonisch feierte am 20. Juni 2021 mit P. Josef Wilfing in dessen Heimatpfarre Eibesthal bei Mistelbach dessen 40. Priesterjubiläum (c) Josef Schachenhofer
Und so bist du auch wirklich Seelsorger im besten Sinn des Wortes - im Dienst der Exerzitienbegleitung und Geistlichen Begleitung. Du bist ein aufmerksamer Zuhörer und spiritueller Begleiter, der nach dem Hl. Ignatius jeden guten Ansatz des Menschen, der vor der ist, rettet. Genau diese Dienste an der Entwicklung und Vertiefung des Glaubensweges sind und werden noch wichtiger für die Verwurzelung der nicht nur jungen Menschen heute.
Ich arbeite nicht, ich bin fleißig. Für die Arbeit bin ich nicht geboren. Josef, du bist in deinem priesterlichen Wirken als Savatorianer immer neu auf große Baustellen gerufen und gesandt worden: Zuerst in Wien Kaisermühlen gut 3 Jahre als Kaplan und Religionslehrer in der Volksschule. Dann wurdest du plötzlich als Präfekt für die Oberstufe in Graz, am Lindweg – dringend ge-braucht. 13 Jahre hast du dort engagiert für die jungen Menschen gewirkt, gleichzeitig im viel größeren Kreis als Diözesanseelsorger der Katholisch Studierenden Jugend, 5 Jahre als Superior und Prokurator, Religionslehrer, als Seelsorger an der Pädagogischen und Religionspädagogischen Akademie der Diözese in Eggenberg. Du hast den großen Umbau, die Umwandlung des Internates in ein Student-Innenhaus von der Planung, den monatelangen Durchführungen der Umbauarbeiten bis zur Eröffnung umsichtig neben allen anderen Tätigkeiten begleitet.
Kaum war das Werk vollendet und die StudentInnen eingezogen, wurdest du nach Gurk gerufen – als Novizenmeister, als Domkustos mit der Begleitung von vielen jungen Voluntären für die Führungen im Dom, als Prokurator und Superior, als Religionslehrer am neu errichteten Gymnasium. Du hast dich immer mehr auch vom Kunstinteressierten zum Kunstkenner und zum spirituellen Erschließer des Ausdrucks des Glaubens aller Jahrhunderte am Beispiel des Gurker Domes entwickelt. Eine Fähigkeit und Freude, die du in jedem Land, das du bereist hast, vertieft und vervollkommnet hast. Es ist ein wahrer Genuss, von dir durch eine Kirche begleitet zu werden – wie ich es anlässlich der Seligsprechung Mitte Mai in Rom in Santa Croce hatte. Du bist ein begeisterter und begeisternder Meister im Erschließen der Schönheit des christlichen Glaubens und der daraus entstandenen Ausdrucksformen in Kunst, Geschichte und Kultur bis zur Moderne.
Ein großer Schmerz war für dich der Prozess und die Entscheidung des Weggehens der Salvatorianer von Gurk im Jahr 2008. Du kamst nach Graz Salvator als Superior, Prokurator, für Aushilfen und Berufungspastoral. Die Zeit hast du auch für persönliche Studien und für bewusste Kontakte in Namen der Provinzleitung zu unserer Niederlassung in Temeswar genutzt.
Und Anfang Mai 2012 bist du beauftragt worden, als Superior und Prokurator die Geschicke dort in die Hand zu nehmen, um den Übergang vom charismatischen Pionier nach der Wende, P. Berno Rupp, zu gestalten und das wiederbekommende große Haus zu erneuern wie auch die sozialen Projekte weiterzuführen. Du wurdest Vorsitzender der Pater Berno Stiftung, die genau vor zehn Jahren gegründet wurde.
Du bist dort ein wahrer Hausvater geworden, warst ein gesuchter Gesprächspartner für die JEV (Jesuit Voluntärs), die im Kloster wie auch viele andere Gäste und Helfer eine Heimat in ihrem einjährigen Freiwilligendienst – durch dich – fanden.
Und nach fünf Jahren hat dich erneut ein Ruf, ein Hilferuf der Generalleitung erreicht, dass sie dringend für die internationale Ausbildung künftiger junger Mitbrüder in Manila für Ostasien geerdete, bewährte und reife Mitbrüder brauchen. Und Du hast dich wieder – wie Abraham und wie die Apostel, darauf eingelassen und hast dich bereit erklärt, weit über die europäischen Grenzen zu gehen und dort dich mit deinen Fähigkeiten und Talenten einzubringen und auch auf Neues einzulassen. Auch dort bist du für die Finanzen verantwortlich. Das Geld ist immer zu wenig, aber letztlich hast du dann doch so viel, dass sich alles ausgeht. Hier bist du unserem Gründer auch sehr ähnlich geworden: Im Vertrauen und in der Gelassenheit.
Das Logo für den nun seit einem Monat seligen Franziskus Jordan ist über-schrieben: Apostel über Grenzen hinweg. Ja, lieber Josef, ein solcher bist auch du geworden. Aus dem relativ kleinen Eibesthal nach Manila, wo sie schon dringend wieder auf dich warten, nicht nur wegen der Finanzen. Du spürst, du hast dort noch Aufgaben zu erfüllen. So bist du auch zu einem Netzwerker geworden - Wie schon erwähnt, durch die Inselpost lässt du wirklich viele Menschen hier in Österreich an diesem großartigen Experiment teilhaben! Und bei all dem: Du bist als ein geistlich Lehrender ein Lernender geblieben, eben ein Schüler Jesu, des Salvators. Und auch von ihm her sind die dir Schwachen und Benachteiligten Menschen immer ein großes Herzens-anliegen. Das, was unser Papst Franziskus wiederholt einmahnt.
Als letztes Statement deiner Biografie bekennst du: Ich bin dankbar. Was in meinem Leben schön war und von Bedeutung, war mir geschenkt. Das ist auch eine durchlebte Erfahrung und tiefe Erkenntnis aus der regelmäßig gepflegten Gottesbeziehung: Ich bin ein Beschenkter. Und dafür kann ich nur staunen und danken. - Den guten Grund dazu haben sicher deine Eltern und deine Familie gelegt, besonders deine Mutter nach dem frühen Tod des Vaters. Es ist ein Geschenk, dass deine Mutter diesen Festtag heute mit dir erleben kann.
Schließen möchte ich mit deiner klaren Feststellung: Ich habe einen Schatz entdeckt: Freunde. Du pflegst bewusst Freundschaften, die dir kostbar sind und die stärken und tragen. Und ein guter Teil davon ist heute da, um mit dir zu danken und dich zu feiern.
Lieber Josef, ich bin stolz auf dich, so einen Mitbruder zu haben. Mögest du dir weiterhin glücken und der Pater Josef sein, bzw. noch werden, als der du vom Schöpfer gedacht und begleitet bist. Auf die Fürbitte des Seligen Franziskus Jordan schenke dir Gott noch viele Jahre im priesterlichen Dienst in Freude und Dankbarkeit und allen Segen des Himmels und der Erde!
P. Josef Wonisch SDS, Provinzial der Salvatorianer in Österreich und Rumänien
P. Josef Wilfings Inselpost zum Nachlesen