
Im eucharistischen Brot ist Christus zugegen
Der Kongreß hätte bereits 2020 stattfinden sollen; er wurde jedoch wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben.
Zur Vorbereitung war vom 2. bis 4. September 2021 in Esztergom unter dem Motto "Ohne Eucharistie würde die Kirche nicht existieren" ein theologisches Symposium abgehalten worden. Zwölf Referent*innen aus drei Kontinenten und neun Ländern hatten das Mysterium der Eucharistie in ihren Vorträgen aus verschiedenen Sichtweisen untersucht.
Großer Saal im St. Adalbert Zentrum in Esztergom während des theologischen Symposiums. (c) Imogen Tietze
Der eigentliche Kongreß fand anschließend vom 5. bis 12. September 2021 in Budapest statt. Beim Eröffnungsgottesdienst am Sonntag (5.09.) wurden 1.300 Kindern aus dem ganzen Land die Erstkommunion gereicht.
Am darauf folgenden Sonntag (12.09.) wurde der Abschlußgottesdienst von Papst Franziskus geleitet. Dazwischen gab es eine Vielzahl von Vorträgen, Diskussionsveranstaltungen, musikalischen Darbietungen, Gebeten und Gottesdiensten mit internationalen Gästen in verschiedenen Sprachen. Der Samstag war speziell jungen Familien gewidmet. Die Wortbeiträge waren meist persönliche Zeugnisse. Verschiedene katholische Gruppierungen konnten sich präsentieren.
Da die Verfasserin dieser Zeilen nur an dem theologischen Symposium teilgenommen hat, liegt der Fokus auf dieser Veranstaltung. Die geäußerten Gedanken betreffen jedoch den ganzen Kongreß.
Papst Franziskus leitete den Abschlußgottesdienst geleitet. (c) IEC2020
Eucharistie: Quelle und Mittelpunkt des christlichen Lebens
Im Vorfeld war in westlichen Theologenkreisen zu hören, ein Eucharistischer Kongreß sei Retro-Theologie, vermutlich weil die Begeisterung für das Kirchenbild vom Leib Christi heute nicht mehr so groß ist, wie sie in der Mitte des vorigen Jahrhunderts war. Die Veranstaltung wurde in angrenzenden westlichen Ländern tatsächlich wenig beachtet. Dennoch gilt ja wohl auch für sich modern dünkende Theologen, daß die Eucharistie Quelle und Mittelpunkt des christlichen Lebens ist. Dieses sich mit verschiedenen Zugangsweisen neu bewußt zu machen, kann nicht veraltet sein.
Zweiseitiges Spannungsfeld
Es gibt allerdings eine Spannung, die in den vielfältigen Beiträgen immer wieder deutlich wurde. Auf der einen Seite steht der Wunsch, das Heilige vom Profanen abzugrenzen. In der Eucharistiefeier sollte deutlich werden, daß ein heiliges, dem Menschen nicht verfügbares Mysterium gefeiert wird, welches unsere Erlösung bedeutet, die wir nicht aus eigener Kraft erlangen, sondern nur geschenkt bekommen können. Wenn das vernachlässigt wird, und sich der Gottesdienst auf das Teilen von Freuden und Sorgen beschränkt, dann tritt er in Konkurrenz zu anderen Gemeinschaftsveranstaltungen und wird schließlich irrelevant.
Auf der anderen Seite bedeutet die Inkarnation gerade dies, dass der ganz Heilige in die profane Welt eingetreten ist und sich von nichts Menschlichem abgegrenzt hat außer der Sünde. Frühe Kirchenbauten orientieren sich nicht an den damals üblichen Sakralbauten, sondern an Profanbauten. Eine zu große Heraushebung gottesdienstlicher Vollzüge von der übrigen Lebenswelt der Menschen ist deshalb nicht nur ein religionspädagogisches Problem, indem die Menschen nicht mehr verstehen, was diese Veranstaltung bedeuten soll, sondern ein theologisches Problem, da in der Menschwerdung des Gottessohnes die Trennung des göttlichen Bereichs vom weltlichen Bereich überwunden ist. Gott ist da, in der Kreativität und Liebe der Menschen, aber auch mitten in Schuld und Elend der Menschen.
Im eucharistischen Brot ist Christus zugegen
Die eucharistischen Gestalten von Brot und Wein fordern uns heraus, immer wieder ein gutes Gleichgewicht zu suchen zwischen den beiden polaren Tendenzen der Unterscheidung von Heiligem und Profanem einerseits und der Überwindung der Trennung andererseits.
Im eucharistischen Brot ist Christus zugegen in seinem eigenen Leib, nicht symbolisch, wie etwa der Altar ein Symbol Christi ist, nicht im Leib eines anderen, wie der Priester in der Eucharistiefeier in persona Christi handelt, oder wie wir Christi Antlitz im Bruder, in der Schwester erkennen sollen, sondern es ist sein heiliger Leib. Doch dieser ist nur im Glauben erfahrbar. Er ist nicht durch irgendeinen magischen Zauber geschützt. Er kann mißbraucht, profaniert werden. Wer solches tut, wird nicht auf der Stelle eine erkennbare Strafe Gottes erleben.
Wie der menschliche Leib Jesu Christi nicht unverwundbar war, und wie die, welche ihn getötet haben, nicht selbst tot umgefallen sind oder ähnlich Spektakuläres, so ist es auch mit seinem eucharistischen Leib. Er ist ungeschützt in der Welt und dennoch die Gegenwart des Heiligen.
Mit diesem Geheimnis kommen wir niemals an ein Ende. Es wird sich auch 2024 beim nächsten Eucharistischen Kongreß, der in Equador stattfinden wird, lohnen, weiter darüber nachzudenken und nachzuspüren, auch wenn wir hier in Europa ihn wohl eher aus der Ferne begleiten werden.
Text: Imogen Tietze, Bildungsreferentin der Salvatorianer in Österreich und Rumänien
Zum Nachlesen: Startseite | Eucharistic Congress - IEC2020