Keine Nummern, sondern Menschen
In der Kleinstadt Lipova (Kreis Arad) ist eine Flüchtlingsfamilie aus der Ukraine angekommen, die von der Caritas mit allem Lebensnotwendigen versorgt wird. Die Familie kommt aus Charkow. Sie haben fünf Kinder (um sie zu schützen, wurden ihre Gesichter auf dem Foto unkenntlich gemacht). Das jüngste ist ein halbes Jahr alt, das älteste zwölf Jahre. Nach sechs Tagen und Nächten in einem Keller, der notdürftig Sicherheit vor den Bomben bot, konnte eines der Kinder nicht mehr aufhören zu weinen. Da beschlossen sie, das Land zu verlassen.
Flucht per Zug - aber wohin?
Sie sind zu Fuß zum Bahnhof gegangen. Mit Mühe konnten sie in einen überfüllten Zug einsteigen, von dem aber niemand wußte, wohin er fährt. Sie fuhren 1.000 Kilometer ohne Licht und kamen in eine Stadt nicht weit von der rumänischen Grenze. Von dort nahm sie jemand mit im Auto bis zur Grenze. In dem Auto war jedoch kein Platz, außer der ganzen Familie auch noch Gepäck unterzubringen. Sie mußten deshalb alles zurücklassen und kamen nur mit dem, was sie am Leib trugen, in Rumänien an. Unterwegs haben sie erfahren, daß ihr Haus nicht mehr steht.
In Lopiva gelandet
Ein Bekannter aus Cluj brachte sie zu seinem Vater nach Lipova. Mit diesem können sie sich in mazedonischer Sprache verständigen. Sie haben entfernte Verwandte in Mazedonien und wollten deshalb dorthin gelangen. Dazu müßten sie jedoch Serbien durchqueren, doch sie fürchten sich davor, da Serbien Putins Politik unterstützt. Außerdem ist Mazedonien sehr arm und die Verbindung dorthin ziemlich schwach. So wird es sicher besser sein, wenn sie vorerst in Lipova bleiben.
Sie fangen schon an, etwas Rumänisch zu lernen. Die Kinder waren sehr froh, daß sie von der Caritas Fahrräder bekommen haben. Kleidung wollen sie nur wenig annehmen. Wenn man alles verloren hat, dann relativieren sich diese Dinge wohl. Nur das jüngste Familienmitglied schläft seelenruhig und lächelt die Menschen an, die ihn auf den Arm nehmen.
Text: Imogen Tietze