Jubiläumsfeiern können Weichen für die Zukunft stellen
Ein "kunstvolles Feiern" der eigenen Geschichte kann viel zum "sinnvollen Gestalten der Gegenwart und Zukunft" beitragen: Das hat der Provinzarchivar der Salvatorianer, P. Peter van Meijl, am Mittwoch beim Kulturtag der Orden in Wiener Kardinal König Haus am Beispiel seiner eigenen Gemeinschaft dargelegt. Salvatorianer-Jubiläen seien immer wieder zum Anlass genommen worden, um Zusammenhänge klarzulegen, Schattenseiten aufzuzeigen und Dankbarkeit zu äußern, berichtete der Ordenshistoriker.
Stärkung der Identität
Dass der Blick in die Vergangenheit eine Inspiration sein kann, habe er bei einer Jubiläumsausstellung des Ordens erstmals erfahren, blickte van Meijl auf den Beginn seines Ordenslebens zurück. Bei seinem Eintritt in die Gemeinschaft um 1970 sei es viel um das Abstreifen "verstaubter Mentalitätsstrukturen" gegangen, bei gleichzeitiger Enttäuschung, Verbitterung und Sorge um eventuelle Austritte. Die neue Beschäftigung mit der Ordensgeschichte, welche die älteren Mitbrüder "doch nicht so gut zu kennen schienen", habe in dieser Phase "Stärkung der Identität" gebracht.
Als dann in den 1980ern das 100. Gründungsjahr bevorstand, habe er sich an eine vom Jesuiten und Psychologen Raimont Hostie entworfene Hypothese erinnert, wonach religiöse Institute "normalerweise nach drei Jahrhunderten von der Ordenslandkarte verschwinden" - wobei im zweiten Jahrhundert die "Entscheidung, ob sie durchstarten oder aussterben werden", gelegt werde. Im Idealfall sei damals also der Zeitpunkt gewesen, "um die Weichen für das zweite Jahrhundert zu stellen", so P. van Meijl.
100-Jahr-Jubiläum der Salvatorianer
Konkret gaben diese Überlegungen Anlass für den Salvatorianer, in mehr als dreijähriger Arbeit die hundertjährige Geschichte des Ordens in einem Studienbuch aufzubereiten. Vor allem sei es ein "quellenorientiertes" Werk geworden, so der Historiker und Ordensmann. Neben dem Gründer P. Franziskus Jordan (1848-1918) sowie den Provinzen und Missionen seien auch damals aktuelle Themen im Vordergrund gestanden - wozu 39 Salvatorianer und eine Salvatorianerin aus 14 Ländern als Autoren gewonnen wurden. "Es zeigte sich, dass internationale Teamarbeit notwendig und möglich war", so van Meijl über das in mehrere Sprachen übersetzten Jubiläumsbuch von 1981.
Externes „Röntgenbild“
Auch auf ein aktuelles Jubiläum kam der niederländische Ordensmann, der bis 2016 Pfarrer von Wien-St. Michael war, zu sprechen. Zum diesjährigen 175. Geburtstag von Ordensgründer P. Jordan wurde erneut ein Buch veröffentlicht, diesmal jedoch mit anderem Zugang: Das Werk "Erweckte Begeisterung", herausgegeben von Martin Kolosz, Robert Passini und P. Peter van Meijl, versammelte 33 externe Autorinnen und Autoren verschiedener Provenienz. "Die Verfasser haben eine schwierige Forschungsarbeit gemacht, eine Arbeit, die wir Salvatorianer vielleicht selbst nie hätten machen können. Auf diesem 'Röntgenbild' sehen wir nun demütig, wie es in der faktischen Geschichte um uns steht", so van Meijl.
Derzeit sei in seinem Orden ein "Paradigmenwechsel" zu beobachten, erklärte der Provinzarchivar. Weltweit sei jedes dritte der 1.072 Mitglieder unter 45 Jahre alt und befände sich somit in Ausbildung oder in den ersten Jahren des apostolischen Wirkens. In Wien-St. Michael sei die Errichtung eines internationalen Instituts in Planung, das sich der Erforschung, Vernetzung sowie Veröffentlichungen widmen soll. Jungen Mitbrüdern aus anderen Kontinenten - vor allem aus Afrika, Indien und Philippinen - könnten dort künftig akademische Weiterbildung in salvatorianischer Geschichte und Spiritualität erhalten.
Quelle: ÖOK