Nicht nur Bildung, sondern auch den Hunger stillen
Würden Sie sich beide bitte kurz vorstellen?
Maria Pieberl-Hatz: Ich heiße Maria Pieberl-Hatz, bin verheiratet, habe zwei Kinder, habe einen sehr abwechslungsreichen Lebenslauf hinter mir und bin jetzt Seelsorgerin im Altersheim, im Krankenhaus und im Rehabilitationszentrum, und bin auch mit dabei im Seelsorgeraum, in Jurek-Radkersburg-Straden. Ja, und mein großes Hobby ist "Friends of Salvatorian" geworden. Was ich auch als Chance sehe, so wie das steirische Zukunftsbild ausschaut, dass wir für neue Menschen eine Heimat finden und sowohl dort und da Gutes bewirken.
Barbara Wonisch: Ich bin Barbara Wonisch, auch verheiratet, und habe zwei Töchter. Ich arbeite hauptberuflich in der Diözese Graz-Seckau, im Bereich Innovation und Entwicklung, und ehrenamtlich in der Heimatpfarre Straden. Auch ich habe zum Verein gefunden und bin ein unterstützendes Mitglied im Hintergrund, wo ich unterschiedliche Arbeiten übernehme und unserer Obfrau helfe.
Wie kam es zur Gründung der "Friends of Salvatorian"?
Maria Pieberl-Hatz: P. Josef Wilfing war bei uns auf Besuch. Wir haben zusammen gefeiert und er hat uns dann gestanden, dass er auf die Philippinen geht. Ich war eigentlich ein bisschen enttäuscht. Uns verbindet eine lange Freundschaft, und eigentlich hätten wir nun bald mehr Zeit haben sollen, mit weniger Aufgaben, mehr Zeit miteinander. Unsere Tochter war auch dabei, die Viktoria, und sie hat dann gesagt: "Mama, schau nicht so traurig, wir besuchen ihn einfach auf den Philippinen." Ich habe gesagt: „du organisierst das“ - Ich war wie gesagt etwas traurig, dass er so weit weg geht. Wir haben ja in Indien bereits vieles aufgebaut, oder in Ecuador, an verschiedenen Orten, und eigentlich hatte ich mir gedacht, ich hätte nun gerne etwas mehr Ruhe.
Am Ende bin ich natürlich mitgeflogen; bei der Ankunft bei den Salvatorianern auf den Philippinen stürzten auf uns gleich fünf kläffende Hunde ein, das war mein Untergang. Ich habe mich bereits im Kammerl sitzen sehen; später gingen wir in den Garten spazieren, und beim ersten Rundgang beißt ein Affe die Victoria, weil das ein frauenfeindlicher Affe ist. Wirklich! Aber dann habe ich das erste Mal auch Hunde erlebt, die, wenn sie dich kennen, so lieb und zärtlich sein können. Ich habe mir gedacht: Ja, so kann ich mir vorstellen, auch einen Hund zu haben. Und „Shan“ war unser Lieblingshund.
Und dann wurde uns die Aufgabe zuteil, am Abend die Essensreste an die Hunde zu verfüttern. Und die Viki geht in die Küche und ruft: "I love Shan!" Und da war eine Stille in dieser Küche, wo die Burschen gearbeitet haben. Dann haben wir mal geschaut und dann lachen sie alle los. Und dann haben sie uns verraten, dass auch ein Student hier Shan heißt. Und das war der Ausgangspunkt, dass wir mit den Studenten mehr ins Gespräch gekommen sind. Shan hat dann von seiner persönlichen Situation erzählt (er ist aus Sri Lanka), und dass er Unterstützung brauchen würde für die Studienkosten. Und Viktoria kommt dann zu mir und sagt: "Mutti, 50 Euro kostet es, 25 Euro ich, 25 Euro du, das schaffen wir."
Später kam P. Josef um die Ecke, und zwar mit einem zweiten Studenten. Dieser hatte neun Schwestern, auch hier war Unterstützung dringend notwendig. „Maria, wie schaut's bei dir aus?“, meinte P. Josef. Und dann sagt Viktoria, die auch dabeistand: "Mama, du ein Kleid weniger, ich einen Fetzen weniger, das geht sich aus.“ Wir wollten natürlich unser Versprechen halten, und Zuhause haben wir dann von diesen Begegnungen erzählt, und den verschiedenen persönlichen Geschichten der Studenten, und die Leute sind einfach nach und nach miteingestiegen, sie wollten auch mithelfen.
Und Pater Josef hat halt immer wieder jemanden, der Unterstützung gebraucht hat. Und wir haben schon ähnliche Erfahrungen in Indien gemacht. Und wie gesagt, wir möchten diese Spenden nicht mehr nur privat abwickeln. Es muss offiziell sein, eigentlich nur, damit wir auch nachweisen können, dass diese Gelder, die wir erhalten, auch dort ankommen. Und das war der Ausgangspunkt dieses Vereins „Friends of Salvatorians“.
Und ich habe dann einen Freund getroffen bei einer 50-Jahr-Feier, den Stefan Kaltenegger, dem ich diese Geschichte erzählt habe, und er hat gesagt, er hilft mir, diesen Verein zu gründen. Dann haben wir auch einen Notar gefragt, weil ich gar nicht wusste, welches Ausmaß das eigentlich einnimmt. Unter anderem ist dann auch die Barbara Wonisch dazugekommen.
Dann war die Gründung des Vereins und der Start-Gottesdienst, und ich bin eigentlich überrascht, welche Dimensionen und welche Geschwindigkeit das nun annimmt in einer Zeit, wo man eigentlich sehr kirchenkritisch unterwegs ist, aber wo viele auch wieder Heimat finden mit der Botschaft.
Und die Botschaft ist eigentlich das, was wir in erster Linie auch verkünden wollen. Glück ist nicht käuflich. Aber glücklich kann man sein, wenn ein anderer lacht, wenn er sein Ziel erreichen kann. Und das wäre eigentlich so die Grundphilosophie. Diese Botschaft, die zum Leben befreit und Freude macht.
Wie groß ist jetzt der Verein?
Maria Pieberl-Hatz: Offizielle Mitglieder haben wir nun etwa 40, wir sind mitten im Aufbau, es kommen auch noch Leute dazu, denn wir haben sehr viele Interessentinnen und Interessenten, die noch nicht Mitglieder sind, aber uns kennenlernen wollen.
Es gibt bereits die verschiedensten Aktivitäten, aber wir sind ja erst seit Jänner 2022 offiziell ins Leben gerufen. Wir haben in den letzten Tagen auch überlegt, wie das weitergehen kann. Wir wollen den Burschen auch nicht das Gefühl geben, wir sind die Spender, sondern sie haben uns ja auch sehr viel zu geben. Das muss ich ehrlich sagen.
Ich war dann 2020 noch einmal auf den Philippinen und habe eine Auszeit genommen. […] Wir müssen den Studenten auch den Grundgedanken der Gleichberechtigung mitgeben. Und andere wichtige Themen wie Frauenrechte, und wie wir miteinander umgehen. Da brauchen wir diese jungen Männer, weil auf den Philippinen noch immer patriarchale Gesellschaftsstrukturen vorzufinden sind.
Das heißt also, ein Ziel ist die Ausbildung von Studenten zu finanzieren, dass sie Priester werden können und diese Gedanken dann weitergeben?
Maria Pieberl-Hatz: Das ist der Grundgedanke. Daneben laufen andere Projekte; in Manila kochen die Theologie-Studenten zum Beispiel am Sonntag nach dem Gottesdienstbesuch für die Obdachlosen. Und da gibt es so viel Kinder auf den Straßen.
Wir arbeiten auch mit den Salvatorianerinnen auf den Philippinen zusammen, die ganz stark bedacht sind, sexuellen Missbrauch zu bekämpfen. Man kennt die Männer, die zu diesem Anlass hinfahren. Und die Eltern, weil sie so hungrig sein, weil sie Hunger haben, verkaufen ihre Kinder. Man muss nicht nur Bildung, sondern auch den Hunger stillen. Das ist, glaube ich, die erste Aufgabe, die zu leisten ist. Und mit diesen Burschen diese Dinge zu besprechen.
Barbara Wonisch: Wir fördern auch nicht nur die Burschen, sondern auch die Schwestern. Das ist jetzt einmal der erste Schritt, aber natürlich ist es uns ein Anliegen, dass man Mädchen dann auch den Zugang zu Bildung ermöglicht.
Maria Pieberl-Hatz: Das ist der Grundgedanke, dass diese jungen Männer dort dieses Schulsystem so aufbauen, dass es für Mädchen und Burschen einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung gibt.
Was ist bisher passiert?
Barbara Wonisch: Angefangen hat es mit diesen losen Spenden. Wir haben den Verein gegründet, wir haben die ersten Mitglieder geworben, wir haben die ersten Patenschaften vergeben. Es gibt im Verein verschiedene Möglichkeiten zu unterstützen. Ich kann einfach ein unterstützendes Vereinsmitglied sein und den Verein mit einem gewissen Betrag unterstützen. Aber ich kann auch eine Patenschaft für einen Studenten übernehmen. Das wäre dann mein monatlicher Beitrag. Aber wir haben auch Unterstützerinnen, die uns beim strukturellen Aufbau helfen, etwa bei der Homepage, oder anderen Arbeitsbereichen wie der Werbung.
Maria Pieberl-Hatz: Ganz wichtig ist: Je mehr wir jetzt arbeiten, desto deutlicher wird, wir können nicht ohne die Salvatorianer. Wir brauchen euch. Also dass wir einfach diese Erdung behalten. Wir können ohne diesen Orden nicht, und diese Beziehung muss einfach wachsen.
Barbara Wonisch: Manchmal denke ich mir, es ist zwar entstanden durch eine lange Freundschaft mit dem P. Wilfing, aber es haben die Salvatorianer sein müssen. Einfach weil schon die Botschaft vom Seligen P. Jordan so gut zu uns passt; ich kenne keine, die besser zu uns passt wie diese. Er hat damals schon Platz für alle gefunden, für Hauptamtliche, für Ehrenamtliche, für die Frauen, für Männer, für Reiche, für Arme. Es gibt eigentlich keinen anderen Orden als diesen, mit dem wir das so durchziehen hätten können.
[Robert Sonnleitner/Lukas Korosec]
Das ganze Interview können Sie hier in Kürze in voller Länge nachhören.