P. Josef Wilfings #Inselpost Nr. 20: Feierlichkeiten, „eat and go“, „Puso sa Puso“ und ... schon Weihnachten?
Liebe Freunde und Bekannte,
die Zeit verfliegt wie schon im letzten Brief angedeutet. Es läuft noch alles ein wenig auf Sparschiene, so auch unsere Aktivitäten. Die Schulen haben inzwischen weitgehend auf Präsenzunterricht umgeschaltet. Das Papiergeschäft, das ich an diesem Tag besuchte, war auch gedrängt voll. Mit Respekt für das Alter hat man mich dann an der Kasse nach vorne gelotst, wie es hier üblich ist.
Katzenwelt: Von den fünf sind uns zwei geblieben. (c) P. Josef Wilfing
Talon
Das Studienjahr läuft so weit ganz gut. Allerdings ist das College, das unsere Brüder besuchen, nicht so gut organisiert. So wechseln Präsenz- und Onlineunterricht oft überraschend schnell. Wir müssen sehr flexibel sein.
Die neuen Gartenbewohner, die sich inzwischen auch vermehrt haben und bisweilen die Weite des Gartens suchen. (c) P. Josef Wilfing
Am 21. Juli konnten wir das erste Mal den Festtag unseres Gründers feiern. Wegen der immer noch komplizierten Lage wurde in Manila und in unserem Haus separat gefeiert. Wir konnten dazu unsere Schwestern vom Ausbildungshaus in Buho einladen und ein paar Leute aus unserem Dorf (Barangay). Das bot schon ein wenig die Atmosphäre von Normalität.
Von links: Novizin SorDS (Vietnam), Novize (China), Laiensalvatorianerin und Schutzengel für Englisch, zwei Kandidatinnen (Philippinen) am 21. Juli, Tag des Sel. P. Jordan. (c) P. Josef Wilfing
Inzwischen ist P. Hubert von der Synode in der Schweiz zurück und vom Noviziat in unser Haus übersiedelt. Das bringt ein wenig mehr Stabilität, da er der Superior ist. Inzwischen war ich für alles zuständig aber für nichts authorisiert, weil P. Adam, der alte Superior schon meist in Manila war und P. Hubert sich außer Landes befand.
Nun hat mich P. Hermann zu seinem Assistenten für den Italienisch-Unterricht ernannt, den er von Deutschland aus online hält. Ich organisiere vor Ort. Ein wenig kommen mir da meine rudimentären Italienischkenntnisse zugute, die ich mir während meiner Tätigkeit in Gurk durch einige Kurse in Florenz angeeignet hatte.
Sr. Maritess mit Eltern und Geschwistern (und Nichte). (c) P. Josef Wilfing
Nach zwei Jahren Pause durfte der Ort wieder seinen Pfarrpatron feiern. Der Schmuck in den Straßen war erstmals nicht Lametta, das im Anschluss zum Müll geworfen wurde, sondern man ist auf kleine Fähnchen umgestiegen, die waschbar und wieder benützbar sind. Eingeladen war auch wieder eine Muskikband. Ob es dieses Jahr den Straßentanz gab, habe ich nicht registriert. Mit P. Hubert besuchte ich ein paar Häuser, wie es am Festtag so üblich ist, d.h. „eat and go“. Man gibt die Ehre und verabschiedet sich bald. Auf dieser Tour wurde P. Hubert auch noch um eine Haussegnung gebeten. Bei aller Zurückhaltung konnten wir sechs Besuche und sechs Mittagessen absolvieren, bevor wir aufgaben.
Michael (Vietnam) mit zwei Helfern. (c) P. Josef Wilfing
In unserer Tierwelt tut sich auch einiges (siehe oben). Seit einem Monat haben wir ein Schar von Hasen von einem anderen Konvent übernommen. Katzen und Hunde vermehren sich unverzagt. Die meisten Jungen können wir weitergeben. Paula ist uns wieder einmal entkommen. Man weiß allerdings nicht, ob sie sich in unserem Garten herumtreibt oder das Weite gesucht hat. Irgendeine Lücke im Sicherheitssystem hat sie genützt, um die Freiheit zu suchen. Wir werden sehen, wie sich das entwickelt.
Feiern
Am 15. August waren wir zur Feier des 25-jährigen Professjubiläums von Sr. Alona (Novizenmeisterin) und Sr. Whel geladen, was in Manila in ihrer Nachbarschaft bei den Somaskern gefeiert wurde.
Turian: Übelriechend aber wohlschmeckend. (c) P. Josef Wilfing
Am 8. September legte Sr. Maritess ihre ewige Profess ab, das war in der Vianney-Pfarre in unserer Nähe. Silang hatte bis vor kurzem nur eine Pfarrei mit etwa 100.000 Katholiken. Inzwischen sind es drei oder vier Pfarreien, von denen jede sicher auch 50.000 hat. Die Stadt wächst schnell. Von Manila bis zu uns gibt es nur noch wenige Siedlungslücken. Nur das schwieriger erreichbare Hinterland ist noch frei. Es waren fast alle Salvatorianerinnen (ausgenommen die Schwestern von Cebu) mit dabei und dann sicher noch vielleicht zehn andere Kongregationen. Beim anschließenden Buffet blieben alle ganz unphilippinisch eineinhalb Stunden. Es war eine sehr schöne und beeindruckende Feier.
Turian innen. Mit einem großen Kern und ein wenig Fruchtfleisch. (c) P. Josef Wilfing
Manila
Im August konnte die Slumschule „Puso sa Puso“ den Abschluss von 80 Graduierten feiern. Sie waren trotz Pandemie aktiv. Es gab entweder Online-Unterricht oder die Schüler mussten ihre Aufgaben einzeln abholen. Das Schuljahr wird immer mit einer staatlichen Prüfung abgschlossen. Einschreibungen zu Schulbeginn gibt es meist um die 250, von denen hält etwa ein Drittel durch. Von denen aber schaffen fast alle den Abschluss. Ein ehemaliger Schüler ist inzwischen Mitglied des Lehrerteams geworden. Ein ehemaliger Lehrer arbeitet jetzt im Unterrichtsministerium und ist für solche Sonderausbildungen zuständig. Die Schule lebt von Spenden aus dem Ausland und von den inländischen Netzwerken, die den Lernwilligen unsere Schule weiterempfehlen.
Sternfrucht, Passionsfrucht, weiße Kirsche. (c) P. Josef Wilfing
Die Häuser in Loyola und New Manila haben intensive Renovierungsarbeiten hinter sich. In New Manila haben vor allem die Studenten in ihren Ferien, die Sprünge gekittet und die Wände abgeschmirgelt und die Räume neu ausgemalt. Unter der Anleitung von P. Adam haben wir die Kosten bei einem Viertel des Voranschlags der Firma halten können.
Passionsfrucht, Sternfrucht, weiße Kirsche, (vergessen). (c) P. Josef Wilfing
Philippinen
Der Vulkan Taal, der vor zwei Jahren ausgebrochen war, ist die ganze Zeit leicht am Köcheln. Das wird auch von den Spezialisten vor Ort aufgezeichnet und wenn nötig per SMS an die Anwohner geschickt. Das Erdbeben im Norden des Landes verpürten wir nur ein wenig. Dort muss es heftig gewesen sein und hinterließ auch Schäden. Der Präsident hat bis jetzt nichts aufregend Falsches gemacht. Er tendiert außenpolitisch etwas mehr zur USA als zu China, was von vielen im Land positiv wahrgenommen wird. Sonst hat er von einem dünnen Budget zu leben, da sein Vorgänger schon den Großteil für dieses Jahr aufgebraucht hatte.
Der Virus ist weiterhin aktiv. Man muss fast überall Gesichtsmaske tragen. Das ist hier normal. Aber das öffentliche Leben ist dadurch kaum noch beeinflusst. Allerdings ist die Teuerung wie auch in Europa auf allen Ebenen zu spüren am stärksten bei den Benzinpreisen. Der Euro hat auch hier viel an Wert eingebüßt, allerdings nicht so viel wie gegenüber dem Dollar.
Musikgruppe beim Pfarrfest am 16. August. Sie ziehen den ganzen Tag spielend durch alle Straßen des Dorfes. (c) P. Josef Wilfing
Weihnachten wirft seine Schatten voraus. Aus unserer Küche drangen schon Ende August Lieder wie „Leise rieselt der Schnee“ oder „Stille Nacht“. In den Einkaufsstraßen ist das ab dem 1. September erlaubt und fast Pflicht. Die Dekoration ist auf alle Fälle schon angebracht.
Persönlich
Man hat mich gebeten die Exerzitien für unsere beiden Kandidaten zum Diakonat zu begleiten. Ich habe das im Haus des Noviziates getan, wo wir diese sechs Tage mitgelebt haben. Im übrigen bin ich jetzt mehr mit Verwaltungsaufgaben beschäftigt.
Seit Montag habe ich auch Besuch von Maria aus der Steiermark, die den Verein „Friends of Salvatorians“ gegründet hat. Sie erneuert alte und knüpft neue Kontakte.
Es hat sich ja nichts Besonderes ereignet, aber ihr sollt wissen, wie das Leben am anderen Ende der Welt vor sich geht und bedroht aber nicht unbeeinflusst von den Ereignissen in Europa und anderswo.
Ich grüße euch herzlich und freue mich auf ein Wiederlesen. Bleibt gesund und zuversichtlich!
P. Josef
Talon, Amadeo, Philippinen
8. September 2022