
„Berufung im Alltag“ – Eine Podiumsrunde mit Laiensalvatorianer:innen
Der 39. Begegnungstag 2025 der Salvatorianischen Familie am 27. September 2025 wurde heuer von den Laiensalvatorianer:innen gestaltet. Rund 80 Gäste aus Salvatorianerpfarren trafen sich in St. Michael (Wien I) zum Austausch, um Neuigkeiten zu hören und – nomen est omen – viele schöne Begegnungen zu erleben.
Der Tag begann um 10:00 Uhr. Nach Begrüßungsworten von Hausherr Provinzial P. Márton Gál SDS und Mary Nemec-Slatner, Koordinatorin der ICDS - Österreich, eröffnete Christian Patzl mit einem Impuls, der die Laiensalvatorianer:innen vorstellte.
Im Anschluss folgte eine Podiumsdiskussion: Die vier Laiensalvatorianer:innen, Martina Patzl, Hannes Grün, Ulrike Hifinger und Peter Jascha, saßen vorne nebeneinander, ein wenig aufgeregt, herzlich zugewandt: Martina Patzl, Hannes Grün, Ulrike Hifinger und Peter Jascha. Neben ihnen P. Martin Bauer SDS und Sr. Maria Schlackl SDS. Robert Sonnleitner, Pressesprecher der Salvatorianer, führte durch die Diskussion – nicht wie ein strenger Moderator, eher wie jemand, der eine Runde alter Bekannter ins Gespräch bringt. Thema: Berufung. Nicht als fernes Ideal, sondern mitten im Leben.
Martina begann. Ihre Geschichte klang nach Zufall und doch nach Fügung: Besuche bei der Großmutter in Mistelbach, eine Messe, die offene Atmosphäre, Predigten, die ins Leben sprechen. „Wir haben uns dort trauen lassen“, sagt sie – so wird aus einem Kirchenbesuch eine Beziehung, aus der Beziehung ein Weg. Peter holte weiter aus, erzählte vom Ministrieren in Laa an der Thaya, von Pfarrer und späteren Bischof Helmut Krätzl, der ihn prägte. Später dann Mistelbach, das Eheseminar, die Begegnung mit P. Martin. „Der hat uns infiziert“, sagte er und lachte, „im besten Sinn.“
Ulrike erinnerte sich an eine Tür, die aufging, als sie wieder in die Kirche eintreten wollte: Exerzitien, ein Gespräch mit Sr. Armata – unerschütterlich, zugewandt. Keine Schleier, keine Pose, nur Gegenwart. „Ich hatte das Gefühl, nichts erschüttert sie“, sagte sie. Aus einem Erstgespräch wurde ein Weg über Jahre, über Länder. Tansania, Kamerun, Philippinen – überall derselbe Spirit, dieselbe Familie. Hannes erzählte vom zweiten Bezirk „Am Tabor“, von der Pfarre, von Schwestern in St. Josef, von pastoralen Kursen. Vor allem aber davon, wie Glaube befreit: Talente leben, Freude schenken, Schritt für Schritt.
Wie entsteht Berufung? Nicht mit Donnerhall, sagte Martina, sondern im Alltag, leise wachsend. P. Jordan und sein geistliches Tagebuch schenkten ihr Vertrauen – zuerst empfing sie, später gab sie weiter. Hannes sah die Nachfolge Jesu im Konkreten: dort, wo er Haltung zeigt, wo Begegnung gut tut. Ulrike beschrieb ein Tragen, ein „Gefangensein im Guten“: Gemeinschaft, die stärkt und zugleich hinausführt, dorthin, wo Menschen sind. Peter fand seine Sprache im Zuhören: Manchmal reichten ein paar Sätze, die sich jemandem zuwenden – gelebter Glaube im Vorraum der Kirche, im Gespräch nach der Messe.
P. Martin griff das Tagungsmotto auf: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind…“ Kein frommer Satz, sondern Erfahrung – wenn Menschen zusammenkommen, entsteht Raum. Sr. Maria sprach von einem leisen Anklopfen Gottes in jedem Menschen. Die Welt sei in Bewegung, im Umbruch – umso mehr brauche es Menschen, die sich anstecken lassen, die mitgestalten, sichtbar im öffentlichen Raum. Nicht laut, aber verlässlich. Nicht perfekt, aber präsent.
Und der Alltag? „Kein Leben in Schubladen“, sagte Martina. Eher ein offener Schrank: Familie, Arbeit, Gebet – alles gleichzeitig. Früher Laudes beim Frühstück, heute kurze Atemzüge des Gebets zwischendurch, eine Haltung, die mitgeht. Peter beschrieb die Pfarre als seinen Resonanzraum: Da ist viel Betrieb, doch immer wieder ein Moment, der aufleuchtet, wenn jemand merkt: Da hört mir einer zu. Ulrike sehnte sich nach gemeinsamem Gebet – in Linz oft allein, zog es sie doch immer wieder in klösterliche Rhythmen. In Tansania wurde sie dafür früh wach: Morgengebet um sechs, und der Tag bekam einen Grundton. Hannes lächelte, wenn er von kleinen Gesten spricht – freundlich grüßen, helfen, Musik machen. „Im Kleinen wirken“, sagte Robert – Hannes nickt.
Warum braucht es Laiensalvatorianer:innen? „Die Laien sind die Profis des Alltags“, sagte P. Martin. Sie tragen Kirche dorthin, wo das Leben pulsiert: in Familien, Betriebe, Nachbarschaften. Sr. Maria ergänzte: Gemeinschaften, die Ja sagen zum Geist, der verbindet, machen einen Unterschied – auch wenn er nicht immer „groß“ wirkt. Ein Besuch. Ein Anruf. Eine Stunde Zeit. Oft beginnt es genau dort.
Auch die Brüche wurden nicht romantisiert. Martina rang darum, konsequent zu ihren Werten zu stehen – auch gegen Widerstände. Peter vermisste Nähe: Weniger Patres in Mistelbach, weitere Wege, seltenerer Austausch. Ulrike fehlte das gemeinsame Gebet – digitale Verbundenheit hilft, ersetzt aber nicht die Bank im selben Chorraum. Hannes sagte es schlicht: Online ist gut, persönlich ist besser. Dazwischen liegt ein ganzes Stück Weg.
Am Ende spannte P. Martin den Bogen zurück zur Anfänglichkeit: Manche Dinge geschehen, weil Menschen spontan handeln – beim Hochwasser helfen, eine Nacht durch, und aus Hilfe wird Beziehung, die trägt. Sr. Maria schaute nach vorn: Wir leben in einer Zeit, die Neues braucht – nicht kosmetische Reformen, sondern frisches Denken, mutige Präsenz. „Lass mich nicht verschlafen, was heute wichtig ist“, so beschrieb sie ihr tägliches Gebet.
Der Vormittag klang aus wie er begonnen hat: mit Gesichtern, die einander zugewandt sind. Berufung bleibt kein großer Titel, sondern eine Erzählung aus vielen kleinen Kapiteln: Begegnungen, die wärmen. Entscheidungen, die wachsen. Eine Familie, die größer ist als der eigene Ort – und nah genug, um den nächsten Schritt zu gehen. Wo zwei oder drei beisammen sind, wird sie spürbar: diese leise, tragende Mitte, aus der alles kommt.
Robert Sonnleitner
Alle Fotos: Martin Maria Eder