
Hoffnung inmitten der Krise – Besuch von P. Luis Domingo Diaz in Wien
In Catia, einem der ärmsten Viertel von Caracas, leitet P. Luis ein beeindruckendes Netzwerk sozialer und pastoraler Initiativen: vier Schulen, mehrere Waisenhäuser und eine Klinik. Seine Arbeit gilt den Verwundbarsten der Gesellschaft – Kindern, Familien und Menschen mit Behinderungen, die unter besonders schwierigen Bedingungen leben.
Ein Land in der Dauerkrise
Seit P. Luis' letztem Besuch in Österreich hat sich die Lage in Venezuela dramatisch zugespitzt. Am 28. Juli 2024 wurde Präsident Nicolás Maduro offiziell für eine dritte Amtszeit vereidigt – nach Wahlen, die internationale Beobachter wegen mangelnder Transparenz und massiver Behinderung der Opposition scharf kritisierten.
Während viele Venezolaner auf einen politischen Wandel gehofft hatten, blieb alles beim Alten: Die regierende Partido Socialista Unido de Venezuela (PSUV) festigte ihre Kontrolle über Parlament und Schlüsselpositionen – bei einer ernüchternd niedrigen Wahlbeteiligung von nur 42 Prozent.
„Vermutlich hatte die Opposition die Stimmenmehrheit", erklärt P. Luis nüchtern, „aber die Regierung kontrolliert sämtliche Institutionen." Die Folgen ließen nicht lange auf sich warten: Tausende Demonstrierende wurden verhaftet, zahlreiche Menschen flohen aus dem Land. Doch auch das wird zunehmend schwieriger: „Die USA bezeichnen diese Menschen als ‚Kriminelle', obwohl sie keine sind. Nichts hat sich zum Besseren gewendet", resümiert P. Luis mit spürbarer Enttäuschung.
Armut, Resignation und der Kampf um Hoffnung
Die anhaltende politische Krise hat tiefe Spuren im Bewusstsein der Bevölkerung hinterlassen. Müdigkeit, Enttäuschung und Resignation prägen den Alltag vieler Menschen. „Viele haben die Hoffnung verloren", sagt P. Luis mit Nachdruck, „und deshalb muss ich für sie hoffen. Hoffnung aufzugeben ist keine Option – schon gar nicht für uns Salvatorianer." Die psychischen Belastungen sind immens: Depressionen und seelische Erschöpfung greifen um sich. Umso wichtiger sei es, Hoffnung erfahrbar zu machen, den Menschen beizustehen und ihr Leben zu teilen.
Bildung als Schlüssel zur Zukunft
Trotz aller Widrigkeiten geht die Arbeit in Catia weiter – mit beeindruckenden Erfolgen. „Die Unterstützung aus Österreich kommt vor allem dem Bildungsbereich zugute, insbesondere unseren Projekten für Menschen mit Behinderungen", erläutert P. Luis. Dank kontinuierlicher Spenden können täglich über 1.400 Kinder in den Schulen von Catia, Caracas und Mérida lernen, essen und aufwachsen. Das Angebot reicht von Schulspeisungen über Kunstprogramme bis hin zu medizinischer Versorgung und psychologischer Begleitung.
„Das Wunderbare ist die Beständigkeit dieser Hilfe", betont P. Luis. „Die österreichischen Salvatorianer unterstützen nicht punktuell, sondern langfristig – und genau das verändert Leben nachhaltig."
Ein Tag im Dienst der Menschen
Der Alltag von P. Luis beginnt früh mit dem Gemeinschaftsgebet. Danach widmet er sich der Organisation und Koordination seiner vielfältigen Projekte: Schulbesuche, Gespräche mit Lehrkräften, Kooperationspartnern und Familien bestimmen seinen Rhythmus.
Er begleitet Kinder, die keinen Zugang zu Schulmaterial oder Betreuung hätten, und schafft sichere Räume, in denen Lernen und Kindsein möglich werden – mitten in einem Land, in dem Gewalt, Hunger und Perspektivlosigkeit zur bitteren Normalität gehören.
Blick in die Zukunft
Für die kommenden Jahre hofft P. Luis auf eine weitere Stabilisierung der Projekte – mit dem langfristigen Ziel der Eigenständigkeit. „Unser Ziel ist es, unabhängig von Spenden zu werden, damit Bildung, Ernährung und medizinische Versorgung dauerhaft gesichert bleiben", erklärt er mit Blick nach vorn.
Trotz aller Herausforderungen bleibt seine Botschaft unmissverständlich: „Hoffnung ist unsere Aufgabe. Wir müssen sie bewahren – für all jene, die sie verloren haben."