
"Du hast dich geübt, mit dem Herzen zu sehen!"
Die Pfarrkirche Mistelbach war bis auf den letzten Platz und darüber hinaus besetzt. Neben Familie und der Trauerfamilie der Salvatorianischen Gemeinschaften waren Trauernde aus Mistelbach, Margarethen am Moos, Sarasdorf, Graz und dem Gurktal gekommen, um Abschied von ihrem geschätzten und beliebten Pfarrer P. Markus zu nehmen. (Und nur der Vollständigkeit halber: Selbstverständlich war auf alle Corona-Schutzbestimmungen geachtet worden.)
Die Totenmesse, die musikalisch von der Kantorei der Pfarre Mistelbach wundervoll umrahmt war, hätte würdevoller und schöner kaum sein können. Provinzial P. Josef Wonisch fand in seiner Predigt berührende Abschiedsworte für seinen Mitbruder Markus.
(c) Karl-Michael Heger
Ein solcher Salvatorianer
Mit manchmal brüchiger Stimme erinnerte sich Provinzial Wonisch daran, dass er, der Kandidat, Markus vor 50 Jahren kennengelernt hatte - damals noch als Bruder Markus; der junge Ordensmann wollte gerade nach Einsiedeln in die Schweiz gehen, um mit den langersehnten Priesterstudien zu beginnen. "Ich erlebte dich als lebendig, fröhlich, humorvoll, interessiert und offen, wach, kritisch und auch kämpferisch", berichtete Provinzial Wonisch. "In mir wurde eine tiefe Sehnsucht wachgerufen: ein solcher Salvatorianer möchte ich auch werden."
Unbezahlbar!
Ihre Wege kreuzten sich auch in späteren Jahren, so in Graz, wo P. Markus für den jungen Ordensmann Josef ein Vorbild "als gelungener salvatorianischer Seelsorger" gewesen ist. In seiner Predigt erzählte Provinzial Wonisch auch eine Anekdote: "Bei einem Provinztreffen hast du eine geistliche Einstimmung gehalten, die in mein Herz gefallen ist: 'Wisst ihr, dass jeder von uns auch ein Preisschild angeheftet hat? Wisst ihr was da draufsteht? Unbezahlbar! Jeder ist so unendlich kostbar und wertvoll – er ist unbezahlbar! Das wolltest du jedem von uns mitgeben."
Auch an die gemeinsame Zeit in Gurk erinnerte Provinzial Wonisch. Markus brachte als Pfarrer und Superior "frischen Wind in die alten Gemäuer" und initiierte so manche innovative Projekte wie das Jugendgästehaus St. Hemma oder die Gurker Bio Fernwärme. "Verschiedenste Menschen suchten Auszeit und Besinnung im Kloster, lebten und arbeiteten mit der Hausgemeinschaft", blickte Provinzial Wonisch zurück, "Du warst so der Hausvater; das geschwisterliche Miteinander war ja ein Projekt, getragen von der Vision des Evangeliums und dem Geist des Gründers."
Mit dem Herzen sehen
Wo Menschen sind, da menschelt es. Markus war immer mutig genug, auch Tabus anzusprechen mit dem Ziel, ein gedeihliches Miteinander und gute Entscheidungen zu finden. "Bei dir habe ich immer wieder gespürt, dass du die Menschen magst, so wie sie sind mit allen Eigenheiten, Ecken und Kanten, in allem Kudelmudel, wie du genannt hast", fand Wonisch kennzeichnende Worte für den Verstorbenen. "Und du hast hinter so mancher armen Haut, mit allem Elend, den Verwicklungen und Verknotungen des Lebens, den Menschen auch in seiner Schönheit und Liebenswürdigkeit – und Liebesfähigkeit zu sehen versucht, an ihn geglaubt. Du hast dich geübt, mit dem Herzen zu sehen." Und weiter: "Das es, was dich so menschlich, so authentisch, so liebens- und bewundernswert, zu so einem guten Seelsorger hat werden lassen. (...) Von dir haben sich die Menschen verstanden und aufgehoben gefühlt."
Anschließend zog der Trauerzug zum Salvatorianergrab, wo der Verstorbene zur letzten Ruhe gebettet wurde. Bei der anschließenden Agape im Pfarrheim dachten die Trauergäste noch einmal mit liebevollen Erinnerungen und der einen oder anderen Anekdote an das Leben und Wirken des Verstorbenen.
Zum Abschluss sei noch einmal Provinzial Josef Wonisch zitiert: "Lieber P. Markus, ich neige mich in großer Ehrfurcht und Dankbarkeit vor dir und wir alle wünschen dir von Herzen: Nimm teil an der Herrlichkeit und Freude deines Herrn!"
Die Predigt als PDF zum Download
Siehe auch den Artikel vom 19. August 2021 Wir Salvatorianer trauern um P. Markus Waibel SDS